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Auswirkungen der digitalen Transformation für die Aufgaben und Ausrichtung der Kriminalpolizei Wie die Technikbetroffenheit die Kriminalpolizei verändert – Figurations- und prozesssoziologische Analyse in den Polizeiwissenschaften.

Julia Katherina Mahnken

Erscheinungsjahr: 2020
ISBN: 978-3-86676-672-3
Preis: 24,90 EUR
172 Seiten

Mithilfe figurations- und prozesssoziologischer Methoden und Werkzeuge wird es möglich, die Kriminalpolizei aus den Blickwinkeln der Mitarbeitenden (innerhalb und im Kontakt mit Bürgern), aus Bürgersicht (am Tatort eines „Kellereinbruchs“), unter dem Einfluss eines transnationalen Kriminalitätsphänomens (Ermittlungen zu einer Online-Drogenplattform) und in der Gewaltenteilung (unter dem Einfluss Europas) deskriptiv zu analysieren. Im Anschluss wird aus einer ganzheitlichen Perspektive integrierend betrachtet, wie diese unterschiedlichen Dimensionen zu einander stehen.

Die Forschungsfrage lautet, wie sich die Aufgaben und Ausrichtung der Kriminalpolizei unter dem Einfluss der digitalen Transformation verändern. Dafür wird in dieser Arbeit die Polizeiwissenschaft genutzt, um eine fr die Organisation und Praxis relevante kriminalstrategische Frage zu beantworten.

Auf der Mikro- und Mesoebene wird polizeiwissenschaftlich synthetisiert, dass durch neue Leitbilder Spannungen unter den Mitarbeitern entstehen, dass das Arbeiten in der Entwicklungsstufe der Digitalisierung demotivierend auf die Mitarbeiter wirkt (die privat in einer digital vernetzten Welt leben), dass transnationale Ermittlungserfordernisse europäische Ermittlungsgrundlagen und Tandem-Teams erfordern und dass die nationale Gesetzgebung in ihrer jetzigen Form zunehmend zu langsam für die Rasanz der digitalen Transformation werden wird. Auf der Makroebene wird am Ende sichtbar, dass das starke repressive Streben nach Europa eines kräftigen Gegengewichts auf regionaler Ebene bedarf, damit die Kriminalpolizei ihre (die Gesellschaft stabilisierende) Funktion weiterhin erfüllt.
Aufbauend auf den Ergebnissen verbinden sich Wissenschaft und Praxis, indem der kriminalstrategische Teil der Forschungsfrage zur künftigen Ausrichtung der Kriminalpolizei beantwortet wird. Wie kann ein neues kriminalpolizeiliches Selbstverständnis aussehen? An welchem Sinn könnte es sich orientieren und welche gesellschaftliche Funktion könnte es erfüllen?

Am Ende bleibt festzuhalten, dass sich figurations- und prozesssoziologische Methoden eignen, die in den Polizeien anstehenden Transformationsprozesse fortlaufend interdisziplinär zu begleitforschen, um die Organisation Polizei bei den anstehenden Transformationsprozessen lösungsorientiert zu unterstützen, aufzuzeigen, warum es gerade wo hakt, wer hinterherhinkt und um fortlaufende organisationsbezogene Anpassungsbedarfe sichtbar zu machen. Die Untersuchung veranschaulicht, dass polizeiwissenschaftlich dringend Handlungs- und Forschungsbedarf im Themenfeld „Digitale Transformation und ihr Wirken“ besteht.

I. Inhalt

II. Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1.Themendarstellung
1.2.Methodik
1.3.Erweiterung der Forschungsfrage
1.4.Vorgehen

2. Theoretischer und methodischer Rahmen
2.1.Einführung in die Figurations- und Prozesssoziologie
2.1.1.Die Dynamik sozialer Prozesse und die Ordnung des Wandels
2.1.2.Das begriffliche Werkzeug der Figuration
2.1.3.Affektive Bindungen
2.1.4.Verflechtungen, Interdependenzen und Machtbalancen
2.1.5.Zivilisationstheorie (Sozio- und Psychogenese)
2.1.6.Staatsbildungsprozesse, Wir- und Ich-Identitäten
2.1.7.Das Modell der Triade der Grundkontrollen
2.1.8.Kritik und Einordnung
2.1.9.Prüfung der Relevanz in Bezug auf die Forschungsfrage
2.2.Transfer und Entwicklung des methodischen Vorgehens

3. Veränderte (Arbeits-)Welt: Digitale Transformation
3.1.Digitalisierung und sozialer Wandel
3.2.Digitale Reifeprozesse
3.3.Digitale Transformation und Organisationen
3.4.Technik und Zivilisation bei Norbert Elias
3.5.Zwischenergebnisse: neue Märkte und der Mensch als Zahl

4. Analyse der Figuration Kriminalpolizei
4.1.Gewordensein: Die Entwicklung zu einer eigenständigen Einheit
4.2.Aufgaben der Kriminalpolizei: Status quo
4.3.Ausrichtung der Kriminalpolizei
4.4.Neue Herausforderung: Komplexität fordert Öffnung und Agilität
4.5.Zwischenergebnisse: ganzheitlich statt präventiv oder repressiv

5. Analyse der Technikbetroffenheit der Kriminalpolizei
5.1.Innerhalb der Figuration
5.1.1.Zwischenergebnisse: Spannungen aufgrund gegensätzlicher Entwicklungen (privat vs. Beruf) und verschobener Machtbalancen
5.2.Veränderungen in der Außenwirkung: Fallbeispiel „Kellereinbruch“
5.2.1.Zwischenergebnisse: Entgrenzte Bürger und nationalstaatlich begrenzte Kriminalermittelnde (von der anordnenden zur Hilfe annehmenden Partei)
5.3.Veränderungen in den Ermittlungen: Fallvergleich „Drogenhandel“
5.3.1.Zwischenergebnisse: Veränderte Marktmöglichkeiten und veränderte Täterstrukturen führen zu neuen Ermittlungsmöglichkeiten und erfordern kriminalstrategische und strukturelle Anpassungen
5.4.Analyse veränderter Interdependenzen in der Gewaltenteilung
5.4.1.Zwischenergebnisse: Ausdehnung der kriminalpolizeilichen Ermittlungen in Europa und legislativ bedingte Asymmetrie
5.5.Mikro- und Makrozusammenhänge: Wo entstehen Spannungen?
5.5.1.Zwischenergebnisse: Grenzen des nationalstaatlichen Gewaltmonopols und Bedarf disruptiver Veränderungen

6. Essenzen und eigene Synthesen
6.1. Notwendige Anpassungsbedarfe
6.2. Dimensionale Erweiterung der Kriminalistik

7. Diskussion, Fazit und Ausblick

III. Anlagen