Amok und zielgerichtete Gewalt an Schulen, inzwischen ist auch hierzulande deutlich
geworden, dass bei solchen Taten im Vorfeld immer erkennbare Warnsignale vorhanden
sind. Die Frage ist, wie lässt sich eine Früherkennung organisieren,
ohne die Balance zwischen Wachsamkeit und Panikmache zu verlieren? Erfahrungen
aus Nordamerika und vereinzelt auch schon in Deutschland zeigen, es geht nur
in der Zusammenarbeit von verschiedenen Berufsgruppen. Pädagogen, Psychologen,
Sozialarbeiter, Polizisten - alle müssen an einem Strang ziehen. Es geht
darum, das Risiko einzuschätzen in der Kooperation, die für den Einzelfall
richtige Managementstrategie zu finden und falls es zum Schlimmsten kommt, sofort
und entschlossen zu handeln und im Nachhinein zu helfen, die seelischen Wunden
zu versorgen.
In diesem Band präsentieren Experten verschiedener Disziplinen, die sich
zumeist schon seit längerer Zeit mit dem Thema zielgerichteter Gewalt an
Schulen beschäftigen, ihren Erfahrungsschatz und ihr Know-how. Berufskreise,
die in der Prävention, dem Fallmanagement und der Nachbetreuung tätig
sind, finden dadurch zahlreiche Anregungen und Hintergrundinformationen für
Ihre Arbeit. Zudem ist ein Blick über den Tellerrand möglich, um zu
sehen, was andere Felder in diesem Bereich anzubieten haben.
Inhalt
Frank J. Robertz
Erfurt – 5 Jahre danach
Jens Hoffmann
Tödliche Verzweiflung – der Weg zu zielgerichteten Gewalttaten an Schulen
Holger Engels
Das School Shooting von Emsdetten – der letzte Ausweg aus dem Tunnel!?
Gerd Volland & Martin Gerstner
Amok – (k)ein Kinderspiel?
Erfahrungen mit der Umsetzung der Gesamtkonzeption „Amok“ beim Polizeipräsidium Karlsruhe / Baden-Württemberg
Frank J. Robertz
Nachahmung von Amoklagen.
über Mitläufer, Machtphantasien und Medienverantwortung
Hanns E. Rammrath
öffentlichkeitsarbeit von Krisenteams nach dramatischen Ereignissen an Schulen und Hochschulen
Hans J. Röthlein
Auswirkungen von Morddrohungen und Mordanschlägen auf die berufliche Identität von Lehrkräften
Georg Pieper
Der Amoklauf am Gutenberggymnasium in Erfurt
Wie entstehen und funktionieren ihre Ideologien?
Wie kann man dem Selbstmordterrorismus sinnvoll begegnen?
Eine psychologische Analyse
Selbstmordattentäter sind weder Amokläufer noch krankhafte Gewalttäter. Sie sind auch keine frustrierten Menschen, die in ihrem Leben keinen Sinn sehen.
Solche Erklärungsversuche greifen viel zu kurz, um diese spezielle Form des Terrorismus verständlich zu machen. Denn dem Handeln von Selbstmordattentätern liegt nichts ‚Irrationales’ zu Grunde, sondern eine klare und bewusste Entscheidung, die sich konsequent aus ihrem Leben ergibt.
Will man verstehen, warum jemand zu einem Selbstmordattentäter wird, muss man daher die Mechanismen untersuchen, die ihn zu dieser Entscheidung führen. Das bedeutet, sein Weltbild, seine Werthaltungen, seine Identität und seine Bedürfnisse – letztlich seine Psyche’ aufzuschlüsseln, die das Fundament für sein Denken und Handeln darstellt.
Eine solche psychologische Analyse des Selbstmordterrorismus wird in diesem Buch vorgenommen. über die Auseinandersetzung mit der Geschichte, Kultur, Religion und politischen Lage unterschiedlicher Terrorgruppen, die mit Selbstmordattentaten operieren, kann ein typischer Gang der Entstehung solcher Gruppen identifiziert werden. Anhand von Aussagen aus Testamenten, Abschiedsbriefen und Kampfparolen gelingt es außerdem, eine detaillierte Innenansicht der Ideologien von Selbstmordattentätern zusammenzustellen.
Die komplexe und vernetzte Dynamik, die zwischen allen diesen Dingen wirkt, wird im Anschluss in einem Modell veranschaulicht. Da es die Entstehung und innere Logik von Selbstmordterrorismus auf eine funktionale Weise darstellt, besitzt dieses Modell die Aussagekraft, gefährliche Entwicklungen zu erkennen, mögliche Verläufe vorherzusehen und entscheidungskritische Punkte zu identifizieren. Betrachtet man die gängigen Methoden der Terrorismusbekämpfung, die oftmals eher ‚aus dem Bauch heraus’ anstatt aufgrund von Analysen angewandt werden, so wird die Notwendigkeit eines solchen Modells deutlich: Es ermöglicht, auf Basis fundierter Einblicke in die psychologische ‚Mechanik’ von Selbstmordterrorismus langfristig wirksame Strategien für einen sinnvollen Umgang damit zu finden.
Inhalt
1. Der Selbstmordattentäter – wer ist das?
2. Erscheinungsformen des Selbstmordattentates
2.1. Die Assassinen – vom Unterlegenen zum Rebellen
2.2. Der Iran – Ayatollah Chomeini und seine Selbstmordbataillone
2.3. Die Hisbollah im Libanon – Systematisierung der iranischen Idee
2.4. Palästinensischer Selbstmordterrorismus – „we only have our bodies and our blood to give“
2.5. Kamikaze – Märtyrertum nach dem Rezept der Samurai
2.6. Die ‚Black Tigers’ – Präzisionsmethoden auf Sri Lanka
3. Politik und Geschichte – die gesellschaftlichen Motoren des Selbstmordterrorismus
3.1. Zusammenfassung und Kategorisierung der Daten aus den Fallbeispielen
3.2. Einflüsse, Bedingungen, Abhängigkeiten – was hängt wie zusammen?
3.3. Integration der Ergebnisse – ein Modell von Prozessen und Motiven
4. Blickpunkt Täter: Vom politischen Hintergrund zum Individuum
4.1. Zusammenfassung und Kategorisierung der Daten aus den Fallbeispielen
4.2. Individuumszentrierte Analysen
4.3. Zusammenfassung: der psychische ‚Nutzen’ einer Märtyrer-Ideologie
5. Die Genese der Motivation zur instrumentellen Selbstzerstörung
5.1. Erklärungsmodell zur Genese von Selbstmordterrorismus
5.2. Motivationstheoretische Betrachtung
6. Modelltestung
7. Modellgestützte Implikationen zum Umgang mit Selbstmordterrorismus
7.1. Repression, Erfolgsaussichten und Bilanzen
7.2. Kleine Schritte auf anderen Wegen und die politische Ernsthaftigkeit
7.3. Ansatzpunkt moderate Bevölkerung
7.4. Einheit, Konkurrenz und Manövrierfähigkeit
7.5. ‚Wir haben’s gewusst’ und das Feindbild
8. Anhang
Die Abwehr terroristischer und anderer asymmetrischer Bedrohungen innerhalb Deutschlands ist vorrangig eine Aufgabe der für die innere Sicherheit zuständigen Behörden von Bund und Ländern. Jedoch kann die Bundeswehr zu ihrer Unterstützung mit den von ihr bereitgehaltenen Kräften und Mitteln immer dann im Rahmen geltenden Rechts zum Einsatz kommen, wenn nur mit ihrer Hilfe eine derartige Lage bewältigt werden kann, insbesondere wenn nur sie über die erforderlichen Fähigkeiten verfügt oder wenn die zuständigen Behörden erst zusammen mit Kräften der Bundeswehr den Schutz der Bevölkerung und gefährdeter Infrastrukturen sicherstellen können.
Insbesondere bei terroristischen Bedrohungen aus dem Luftraum und von See her sind die Fähigkeiten der Bundeswehr zur Gefahrenabwehr gefragt. Das außerordentlich umstrittene Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Luftsicherheitsgesetz begrenzt den Einsatz der Bundeswehr bei einem nichtkriegerischen Luftzwischenfall deutlich. Diese Grenzen sind auch vom verfassungsändernden Gesetzgeber zu beachten. Gleichwohl ist eine kritische Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Urteil geboten.
Es ist außerdem zu klären, ob bei einem kriegerischen Luftzwischenfall bei Geltung des humanitären Völkerrechts andere Grenzen gelten. Schließlich wird ein Vorschlag zur änderung des Art. 35 GG unterbreitet.
Inhalt
Inhalt:
I. Landesverteidigung und Terrorismus
1. Das Verschwimmen der Grenzen von äußerer und innerer Sicherheit
2. Die Schutzfunktion des Staates
3. Die Grundfunktionen der Streitkräfte und der Polizei
4. Verteidigung und Grundgesetz
5. Terroristische Anschläge und Verteidigungsfall
6. Die Abwehr eines militärischen Angriffs
7. Landesverteidigung gegen den grenzüberschreitenden Terrorismus
II. Der Einsatz der Bundeswehr im Innern
1. Die terroristische Bedrohung im Innern
2. Bundeswehr und Amtshilfe
3. Bundeswehr und innerer Notstand
4. Bundeswehr und Objektschutz
III. Terrorismus und Luftsicherheit
1. Das Luftsicherheitsgesetz
2. Das Meinungsbild im Schrifttum
IV. Das Luftsicherheitsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. Februar 2006
1. Der nichtkriegerische terroristische Luftzwischenfall
2. Die Gesetzgebungskompetenz
3. Der besonders schwere Unglücksfall
4. Der präventive Einsatz der Streitkräfte
5. Der Einsatz militärischer Waffen
6. Entscheidung der Bundesregierung oder des Verteidigungsministers?
7. Die Tötung tatunbeteiligter Personen
8. Der finale Rettungsschuss
9. Die Reaktion auf das Flugsicherheitsurteil
V. Der kriegerische Luftzwischenfall und der Einsatz der Streitkräfte zur Verteidigung
1. Der kriegerische Luftzwischenfall
2. Bewertung
VI. Vorschlag für eine änderung des Art. 35 GG
1. Einführung
2. Vorschlag zur Neufassung des Art. 35 GG
3. Die Begründung für die Neufassung des Art. 35 GG
Anhang
Literaturverzeichnis
Stichwortregister